Herbst 2022

Wann bin ich Mensch?

Der Fisch ist Fisch, wenn er schwimmt. Der Vogel ist Vogel, wenn er fliegt. Und der Mensch?

Der Mensch ist Mensch, wenn er betet. Das ist ein Satz, den Atheisten als grundfalsch bezeichnen würden. Manche Atheisten halten das Gebet für eine Tätigkeit, die den Menschen klein macht, in die Irre führt und zum Sklaven seiner Schuldgefühle macht.

Ich meine das nicht. Natürlich gibt es auch Gebete, die nicht guttun, weil sich ein Mensch in sich selbst verschließt oder weil er anderen schaden will. Wenn Soldaten dafür beten, möglichst viele Feinde grausam zu töten, dann ist das unmenschlich.

Trotzdem, es lohnt sich darüber nachzudenken: Wenn ich bete – dann geht es zuerst um mich allein. Um die Besinnung wer ich bin, wie es mir geht und was ich brauche. Es geht um mein Herz, dass ich vor Gott ausschütten kann. Ich bin Mensch – vor Gott. Wenn ich bete, begreife ich, dass ich nicht allein bin. Ich mag allein in einem Raum sein, aber ich begreife im Herzen, dass ich vor den Augen und Ohren Gottes bete. Und damit komme ich als Mensch zu mir selbst. Und natürlich auch zu meiner Welt: Alles, was mich beschäftigt, mich freut, mich bedrückt. Und ich denke an alle, denen ich anvertraut bin und für die ich verantwortlich bin.

Wo betet man dann am besten? Viele meinen, an besonderen Orten, z.B. in Kirchen, die immer mehr als Orte der Besinnung geöffnet werden.

Doch ist es eigentlich anders: Die meisten Gebete sprechen wir zu Hause. In der Familie bei Tisch. Doch der Ort, wo am allermeisten gebetet wird, der ist nicht in der Öffentlichkeit und noch nicht mal am Küchentisch. Er ist im Bett. Da wird am meisten gebetet. Still und leise. Und menschlich. Ich wünsche Ihnen Zeit zum Gebet! Es lohnt sich, auf Gott zu vertrauen.

Ihr Martin Haßler

 

Der neue Gemeindebrief ist da!

 

  • 26.8.2022
  • Red
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