Sommer 2022

Beten oder etwas tun?

„Wer betet, tut nichts“, sagen mir manche. Ich gebe zu: In manchen Fällen ist schnelles Handeln sicher das Richtige. Wenn ich einen Verkehrsunfall sehe, sollte ich nicht zuerst beten, sondern den Notruf an die Rettungsleitstelle absetzen, die Unfallstelle absichern und zusammen mit anderen sofort mit der Ersten Hilfe beginnen. Keine Frage. Aber wenn ich das Unfallopfer dann versorge, ist vielleicht doch Platz für ein Stoßgebet, das mir Hoffnung schenkt, obwohl es zunächst böse ausschaut.

„Wer betet“, sagen manche, „der legt doch bloß die Hände in den Schoß, schließt die Augen und murmelt etwas in den Himmel. Der überlässt es dem lieben Gott, dafür zu sorgen, dass die Not auf dieser Welt kleiner wird und das Gute über das Böse siegt.“ Beten erscheint dann wie ein anderes Wort für Faulheit.

Aber, so frage ich zurück: Woher bekomme ich die Kraft zum Handeln? Was macht mich wach und aufmerksam für das Unglück und die Bedürftigkeit anderer Menschen? Was treibt mich an, anderen zu helfen? Was gibt mir Geduld bei Rückschlägen nicht aufzugeben? Was gibt mir Hoffnung, mit der allein ich etwas Gutes anfangen und hoffentlich auch zu Ende bringen kann?

Das Gebet ist eine Pause vom alltäglichen Handeln. Wer betet, arbeitet gerade nicht. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass Menschen, die beten, faul sind oder nichts tun. Denn ein Gebet arbeitet – in mir. Es bereitet mich darauf vor, selbst mitzuhelfen, diese Welt zu gestalten und zu verbessern.

Darum sollte man keine Angst haben, von anderen ausgelacht zu werden, wenn man betet. Im Gegenteil: Beten wir fröhlich weiter, denn damit bekommen wir Ideen, Freude und Kraft, die nötige Arbeit für uns und vor allem für andere zu tun.

Das findet

Ihr Martin Haßler

 

Der neue Gemeindebrief ist da!

 

 

  • 9.6.2022
  • Red
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